Also ich versuche es nochmals ein wenig zu präzisieren:
Ich kritisiere Ghost of Tsushima nicht daher, weil es vom Gameplay her kein Elden Ring (Dark Souls) ist. Ich kritisiere es einerseits bzgl. der Umsetzung der Open World. Auch wenn es unterschiedliche Spiele sind, ich finde, man kann Open-World-Games schon in diesem Aspekt gegenüberstellen und fragen, wie eine Open World "richtig" umgesetzt wird.
In Elden Ring hatte ich immer das Gefühl, mir selbst eine fremde, geheimnisvolle Welt zu erschließen. Es machte unheimlich viel Spaß, versteckte Ecken der Karte oder gar ganz neue Gebiete zu finden. Du folgst hier nicht stupide irgendwelchen Markern, sondern lässt dich von der Spielwelt selbst (das ist ein himmelweiter Unterschied) leiten. Z. B. siehst du in weiter Ferne eine Burg oder sonstwas und jetzt machst du dich halt auf den Weg dahin. Dann stellst du fest, dass der direkte Weg nicht geht, du gehst Umwege, landest in völlig neuen Gebieten, triffst neue Gegnerypen usw. - einfach genial. So will ich Open-World zukünftig haben! Damit sowas funktioniert muss diese jedoch handgemacht sein und darf nicht einfach prozedural erstellt werden!
In Ghost of Tsushima finde ich halt wieder einmal eine "Ubisoft-Open-World" vor. Im Vordergrund steht im Grunde immer die Karte mit irgendwelchen Markern, die zu erreichen sind, gehe dorthin, reite dahin, es fühlt sich wieder mal nach "Arbeit" an. Nie steht die Spielwelt selbst im Vordergrund, diese ist nur Kulisse. Es gibt ein paar nette Ecken, insgesamt scheint mir diese aber eher wieder generisch und nicht handgemacht zu sein. Erinnert mich wieder an die alten Far-Cry-Teile, Ubisoft-Formel eben.
Das Gameplay von Ghost of Tsushima ist sehr repetitiv, bereits schon daher, weil es nur eine handvoll Gegnertypen gibt, die man immer gleich bekämpft. Das ändert sich im gesamten Spiel nicht (habe mich da informiert), natürlich gibt es die bekannten Reskins, aber völlig neue Gegnertypen, die man z. B. in Souls / Elden Ring ständig trifft und die immer andere Taktiken erfordern, gibt es hier nicht. Ja, es ist auch kein Dark-Fantasy-Setting, aber man hätte hier vieeel mehr machen können.
Und ja, die Gegner sind in GoT tatsächlich viel dümmer als in Elden Ring. Einmal um ein Gebäude gelaufen und sie finden dich oft schon nicht mehr oder geben die Suche sofort auf. Du kannst dich 5 Meter entfernt in eine Wiese hocken und wirst nicht mehr gefunden.
Im Elden Ring DLC weiß ich noch, wie ich vor den Feuerrittern immer wieder mal flüchtete, weil sie so stark waren. Sie verfolgten mich beharrlich, teils durchs halbe Level, wenn ich nicht schnell genug war. Schon die Wegfindung scheint hier auf ganz anderem Level zu sein.
Ich spiele immer auch wieder klassisches Thief (das Spiel kam Ende der 90er Jahre raus) und hier agieren die Gegner viel schlauer als in einem Spiel, das 2020 veröffentlicht wurde (GoT). Das kann doch nicht sein? Stealth ist dermaßen schlecht gemacht in diesem Spiel.
Weiterhin ist Stealth in diesem Spiel, welches vom Namen her ja davon handeln sollte (GHOST of...) nur seeehr rudimentär umgesetzt. Jedes aktuelle AAA Spiel scheint nun so ein halbgares Stealth-System zu bekommen in der Art: "Ach komm, das muss auch rein, die anderen AAA-Spiele machen es auch." Dabei wurde wieder einmal nicht kapiert, was gutes Stealth-Gameplay eigentlich ausmacht.
Hier können keine Körper versteckt werden, es geht nur um Sichtlinien, nicht z. B. um Geräusche, die man macht. Dann natürlich wieder das dümmliche X-Ray-System, mit dem man alle Gegner durch Wände sehen kann. Stealth für Casuals eben, die gar kein richtiges Stealth-Gameplay haben wollen.
Spielt doch mal Thief oder von mir aus auch The Dark Mod und schaut mal, wie Stealh richtig geht. Da spielen z. B. auch Geräusche eine wichtige Rolle, unterschiedliche Bodenbeläge verursachen unterschiedlich viel Lärm, tote Gegner müssen versteckt werden, sonst wird sofort Alarm geschlagen, hier muss man um Ecken schauen und sieht nicht durch Wände usw.
Dann mag ich es auch nicht, wenn Spiele ganz dreist Ideen klauen und auch das macht GoT. Die "Detektiv"-Parts in den Missionen sind dermaßen dreist von Witcher 3 geklaut (auch Geralt kommentierte die Hinweise immer mit einem Satz, man folgte Blutspuren etc.). Andere Spiele haben das Konzept auch verwendet (z. B. Red Dead 2) aber so nah an der Kopie eines Witcher 3 war hier kein Spiel bislang.
Sind das alles Aspekte, die euch nichts ausmachen, weil nur die Story / Präsentation / die Grafik im Vordergrund steht?
GoT ist optisch ein richtig schickes Spiel, schaut man jedoch hinter die Kulisse, fehlt es in vielen Punkten an Substanz.
Ich finde es sehr schade, mir hätte das Japan- / Samurai-Setting sehr gefallen, die Atmosphäre ist ja wirklich toll, aber sowas kann ich nicht spielen, da müsste ich mich dazu zwingen, es durchzuspielen.
Ich habe mir es aufgrund der Tests gekauft weil ich immer wieder gelesen hatte, das GoT Open World auch auf eine frische Art und Weise umsetzt. Aber genau das fand ich hier nicht vor, ich bekomme wieder einmal die tpyische Ubisoft-Openworld, die ich früher schon zigmal gespielt habe mit einem Japan-Setting und einer schicken Präsentation neu "aufgewärmt".